Wenn´s mal wieder was zu tun gibt:

„Ruhig bleiben und Opa rufen“

Samstag, 11. Februar 2023 Eichsfelder Tagerblatt von Vicki Schwarze

Dieter Nörthemann aus Gerblingerode und Johannes Dornieden aus Tiftlingerode
wurden für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement geehrt

Johannes Dornieden aus Tiftlingerode (l.) und Dieter Nörthemann (r.) aus Gerblingerode
sind Ehrenamtsträger.Foto: Vicki Schwarze

Gerblingerode/Tiftlingerode. Im Wort Ehrenamt steckt das Wort Ehre –
aber sehen Menschen, die ein Ehrenamt bekleiden, dieses Amt auch
als Ehre an? Eher nicht, wie sich im Gespräch mit Dieter Nörthemann
aus Gerblingerode und Johannes Dornieden aus Tiftlingerode herausstellt.
Für das Duo ist die Erfüllung eines Ehrenamtes eher Ehrensache,
über die nicht großartig gesprochen wird, sondern die beiden Senioren
„machen ganz einfach“, wie sie sagen. Doch gewürdigt wird die Arbeit,

die sie in ihren Dörfern verrichten, natürlich auch, zuletzt erst durch die
offizielle Ehrung in Goslar durch die Landesregierung.
Um eine solche Auszeichnung zu bekommen, sammelt der Landkreis
Göttingen Vorschläge aus den Gemeinden von Menschen, die sich über
das normale Maß hinaus für andere Menschen und Projekte einsetzen.
Und dies ist bei Nörthemann und Dornieden eindeutig der Fall. Die beiden
Eichsfelder engagieren sich in völlig unterschiedlichen Bereichen,
kennen sich gut, tauschen sich des Öfteren aus.
Tiftlingeröder strahlt Ruhe aus
„Ich könnte mich gar nicht aufs Sofa legen“, erzählt Johannes Dornieden.
Was aber ganz sicher nicht daran liegt, dass der 69-Jährige nicht
die nötige Ruhe hätte, dies zu tun, denn genau die strahlt er aus. Und
genau die benötigt er auch für sein Ehrenamt, das sich unter anderem
mit der Notfallseelsorge beschäftigt.
Schon früh trat der gelernte Werkzeugmacher in die Feuerwehr ein.
Dort lernte man, für andere da zu sein, sagt er. Sehr geprägt wurde Dornieden,
der auch Vorsitzender im Pfarrgemeinderat war, durch die Bekanntschaft
mit dem damaligen Tiftlingeröder Pastor Konrad Wersch.
Die völlig selbstlose Hilfe des Pastors in den verschiedensten Bereichen
des Lebens imponierte Dornieden sehr.
Und Dornieden, der sich selbst als sehr gläubigen Menschen bezeichnet
– „ich denke, es gibt einen Platz für mich“, sagt er und blickt gen
Himmel – nahm sich viel von ihm an. Kirche, Feuerwehr (18 Jahre lang
war er Kreisausbildungsleiter bei der Feuerwehr), Kolping, Notfallseelsorge
– um diese Bereiche dreht sich sein ehrenamtliches Engagement.
Seniorenfrühstückin Tiftlingerode
„Solange es noch geht, mache ich weiter“, erzählt Dornieden, der versucht,
sich auf seine Art zu schützen, wenn es beispielsweise einmal
darum geht, eine Todesnachricht zu überbringen. „Man darf es nicht an
sich heranlassen“, sagt der Tiftlingeröder, den seine ehrenamtlichen Tätigkeiten
sehr erfüllen, auch wenn sie etliche Termine nach sich ziehen.
„Ich müsste jetzt auch los“, sagt er und steht auf, um sich der Vorberei-

tung des Seniorenfrühstücks im Tiftlingeröder Gemeindezentrum, an
dessen Entstehung er ebenfalls beteiligt war, zu widmen.
Frühstück gibt es bei Elisabeth und Dieter Nörthemann in Gerblingerode
schon zeitig, schließlich hat der 77-jährige Ehrenamtsträger fast täglich
einen vollen Terminkalender. „Ich bin kein Hausmann, darum kümmert
sich meine Frau“, sagt er und wirft ihr einen liebevollen Blick zu. Die
Eichsfelderin ist es gewöhnt, dass sich ihr Mann um die Belange des
Ortes kümmert. Bei ihm laufen alle Drähte zusammen. Wer etwas
möchte, der klingelt einfach völlig unkompliziert bei den Nörthemanns,
die sehr zentral im Ort wohnen.
„Polier“ in Gerblingerode
„Ich bin eher der Praktische“, sagt der Eichsfelder, der auch schon einmal
selber mit Hand anlegt, sich aber als „Polier“, so wird er sehr liebevoll
von seiner Gruppe, die sich aus 20 bis 25 Rentnern zusammensetzt
und die im Ort als A-Team bekannt sind, hervorragend bewährt hat und
die unterschiedlichen Trupps entsprechend einsetzt.
Geht es darum, das Ortseingangsschild entsprechend zu verschönern,
eine gespendete Krippe zu transportieren, den Kindergarten bei baulichen
Maßnahmen zu unterstützen oder auch den Vorplatz der Kirche zu
verschönern – ein Anruf genügt und Dieter Nörthemann und seine Mitstreiter
sind zur Stelle. „Es macht Spaß, sich zu engagieren“, sagt der
zweifache Opa. Von seinen Enkeln hat er ein selbst gemachtes Schild
bekommen, auf dem steht: Ruhig bleiben und Opa rufen.
Spaziergänge in der Region
Und Opa beziehungsweise Dieter Nörthemann kommt und regelt. Nie
unwillig oder genervt, sondern immer hilfsbereit und lösungsorientiert. In
Urlaub fahren die Nörthemanns nicht so häufig. „Wir haben eine Nichte,
die lebt auf Föhr“, erzählt der Eichsfelder. Spazieren gehen er und seine
Frau sehr gern. Mit offenen Augen versteht sich. „Man sieht ja auf solchen
Gängen durchaus, wo was zu tun ist“, erzählt Nörthemann und lächelt
dabei verschmitzt.
Er freute sich sehr über die Ehrung, die der Gerblingeröder Ortsbürger-

meister Christian Wüstefeld (CDU) initiiert hatte, als ihn das Landkreis-
Schreiben inklusive Vorschlagsformular erreichte. „Ob Kirche, Grundschule
oder Kindergarten, der gesamte Ort profitiert von dem unermüdlichen
ehrenamtlichen Einsatz dieser Truppe“, hatte Wüstefeld damals
gesagt.
„Es war ein sehr schöner Tag in Goslar“, erinnert sich Nörthemann, den
er gemeinsam mit seiner Frau genoss. Und der mit einer Überraschung
begann, denn unter den Geehrten war auch Johannes Dornieden. „Wir
wussten beide nichts voneinander.“